„Viele Leute einbinden und viel Verantwortung verteilen“

Nach den Sommerferien tritt Robert Raddatz als Dirigent in den Orchestergraben. Das Bild von einem gut eingespielten Orchester ist es, das dem Pädagogen durch den Kopf schießt, wenn er an Schulleitung denkt. Jetzt, nach der abgeschlossenen Schulleiterfortbildung, wartet auf ihn diese neue Herausforderung. Zusammen mit Schulleiterin Silvia Zimmardi wird der 51-Jährige als ihr Stellvertreter die Geschicke am Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück mitgestalten. Potenzialentfaltung, Persönlichkeitsentwicklung, Schärfung des Leitbildes und Steigerung des Bekanntheitsgrades der Schule – das sind die Herzensanliegen des Pädagogen, der vor einem Schuljahr zum Kollegium im Westenholz stieß und seitdem den neuen Erzieherausbildungsgang aufbaut. Zu seinen eigenen Ansprüchen an eine gute Schulleitung gehört es auch, dem Orchester klangvolle Musik zu entlocken. „Dafür reicht es nicht aus, vorne einen Dirigenten stehen zu haben.“

Robert Raddatz freut sich darauf, seine Ideen und Visionen für eine zukunftsfähige Schule am Berufskolleg im Westenholz einbringen zu können. Robert Raddatz freut sich darauf, seine Ideen und Visionen für eine zukunftsfähige Schule am Berufskolleg im Westenholz einbringen zu können. Foto: Jana Sudhoff

Seine Vision: die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen, damit sich jede*r mit seinen Fähigkeiten einbringen kann. „In einem Orchester muss jede*r sein Instrument beherrschen. Das kann man nur, wenn man die Gelegenheit bekommt, seine Fähigkeiten auszubauen und zu trainieren“, sagt Musiklehrer Robert Raddatz, der zudem als Lehrer für Sozialpädagogik und Praxisbegleitung Berufspraktikanten ans Berufskolleg kam. „Man braucht viele Aufgaben, damit ein Orchesterklang entstehen kann. Daher werden wir Aufgaben und Verantwortung künftig untereinander mehr verteilen.“ Je mehr man seine Stärken und Ressourcen einbringen könne, desto mehr Wertschätzung und Selbstwirksamkeit erlebe jede*r einzelne. „Es tut immer gut, wenn man die Chance hat sich zu beteiligen.“

Die Einladung: Ein fruchtbarer Acker

Das war auch der Zukunftstraum, der den Diplom-Sozialpädagogen, NLP-Lerncoach und Musik- und Sozialpädagogiklehrer dazu gebracht hat, nach 17 Jahren vom St.-Franziskus-Berufskolleg Hamm nach Delbrück zu wechseln. Als er erfuhr, dass man im Westenholz gerade einen Erzieherbildungsgang aufbaut, war das „für mich die Einladung“, sagt Robert Raddatz, der seit Jahren viele Ideen und Visionen im Kopf hat, wie Schule zukunftsfähig gestaltet werden kann. „Das ist wie ein fruchtbarer Acker, der jetzt bearbeitet werden darf. Da habe ich mich total drauf gefreut“, sagt der Lehrer, der die angehenden Erzieher*innen bereits ein Jahr begleitet hat.

Sein Wunsch für die Erzieherausbildung ist, dass der Bildungsgang bekannt wird für seinen Schwerpunkt Musik, Gestaltung und Bewegung. „In diesen drei Bereichen ist der Praxisnutzen im späteren Berufsalltag enorm“, sagt Robert Radddatz, der mit seiner Klasse im abgelaufenen Schuljahr das erste Musiktheaterstück auf die Bühne gebracht hat. „Theaterspielen ist ein Türöffner für eine gute Entwicklung als Erzieherpersönlichkeit“, betont der passionierte Musiker, der nach seinem Diplom-Sozialpädagogik-Studium zwei Jahre lang als freiberuflicher Musiker gearbeitet hat.

Wohlwollend, wertschätzend und offen

Die Persönlichkeitsentwicklung liegt dem Sozialpädagogen, der später noch ein Lehramtsstudium anschloss, sehr am Herzen. „Sie hat für mich einen höheren Stellenwert als die inhaltliche Wissensvermittlung“, sagt Raddatz, der sich als Moderator und Lernbegleiter versteht und für den Wertschätzung und Offenheit hohe Werte sind. „Ich bin nicht derjenige, der eine Lösung vorgibt“, sagt der Befürworter des partizipativen Unterrichts. Seine Schüler*innen sollen selbstständig und selbstbewusst einen angemessenen Weg finden, um ein Problem zu lösen – indem sie ihre eigenen Fähigkeiten erkennen und einsetzen. „Ich bin der Auffassung, dass in jedem Menschen genug Potenzial schlummert, das zu erreichen, was andere auch schon erreicht haben.“ Das bedeutet für ihn, dass in seinen Klassen alle die gleichen Chancen haben. „Solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, glaube ich, dass jeder und jede das schaffen kann.“

Wachstum der Schule im Blick  

Bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt Robert Raddatz die Schüler*innen des Berufskollegs im Westenholz bei Bedarf auch im Einzelcoaching. Prüfungsängste, Schlafschwierigkeiten, Konzentrationsschwächen oder Motivationsprobleme: Der Lehrer bietet in seinen Sitzungen an, lösungsorientiert an ihren Problemen zu arbeiten – ein Alleinstellungsmerkmal für das Delbrücker Berufskolleg.

Künftig mehr mit seinen Pfunden in der Öffentlichkeit wuchern, das wünscht sich Robert Raddatz für seine neue Schule. Das Ziel: eine zukunftsfähige, nachhaltige Schule am Markt zu platzieren, die von Jahr zu Jahr, mit stabilen Klassen, wachsen soll. „Wir haben ein gutes Angebot, das aber noch zu wenig bekannt ist“, sagt Robert Raddatz. „Das gelingt über die Zeit und über ein geeignetes Leitbild, das wir noch zu entwickeln haben.“ Sein Vorschlag: „Wir machen das Schritt für Schritt“ – portioniert in einzelne Jahresthemen.

„Man kann alles erreichen, wenn es zwischenmenschlich passt“, sagt Robert Raddatz. Und für ihn hat es von Anfang an gestimmt am Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück – mit den Kolleg*innen, den Schüler*innen und Schulleiterin Silvia Zimmardi. „Das ist für mich die Grundlage des Erfolgs.“